Fußball-WM 2014 – mit Papageien

Es ist der 8.7.2014.
Wir gucken Fußball-WM: Deutschland gegen Brasilien, Halbfinale.
Zwei Menschen und drei Papageien schauen zu mit einer besseren Stimmung als bei manchem Public Viewing! Graupapagei Koko aus Stuttgart ist wieder hier und da er gerade der einzige Vogelgast ist, wohnt er bei uns und den Amazonen oben.
Es ist megaspannend, wir sind alle 5 voll dabei – und in der 23. Minute fällt schon das zweite Tor für Deutschland! Wir jubeln, ich schreie „Tor! Tor! Toooor!“ Und während die Papageien mitjubeln, fällt schon das nächste Tor – wir kommen alle gar nicht so schnell mit – und eine Minute später das vierte Tor! Was ist denn hier los???

Jetzt jubelt keiner mehr; ich bin zur Salzsäule erstarrt und als ahnten die Vögel, dass das jetzt grad nicht mehr so toll ist, werden auch sie leise. Wir sind irgendwie alle etwas ratlos. Als das fünfte Tor fällt, schlage ich die Hände vors Gesicht… 5 : 0 gegen die stolzen Brasilianer! Mir ist gar nicht mehr nach Jubeln zumute. Welche Dramatik! Ginny und Chico fühlen das, nur Chico quiekt noch leise vor sich hin. Als Nicaraguaner sieht er das vielleicht anders…
Sonst schweigt gerade alles vor dem Fernseher. Als das sechste Tor fällt – ein geschichtsträchtiges Ergebnis für die Deutschen, gegen eine Fußballmacht wie Brasilien! - , sind bereits alle Papageien ins Koma gefallen. Sie dösen vor sich hin; ich bin traurig, obwohl ich es nicht sein müsste, und keiner jubelt oder quiekt mehr. Spüren die Vögel meine Bestürztheit?

Ich bin ja kein Fußballfan… eigentlich…
Jetzt hört man im Fernsehen „so ein Tag, so wunderschön wie heute“ von den deutschen Fans in Brasilien gesungen und – zack! – fällt das siebte Tor! Koko ist wieder aufgewacht und pfeift. Ich leere mein zweites Glas Rotwein und fülle ein Drittes. Nie hätte ich gedacht, dass Fußball derart dramatisch sein kann. Roland meint lakonisch: „vielleicht machen sie noch die 10 : 0 voll“ – aber Koko glaubt das nicht. Er klettert in seinem Käfig umher, um sich ein Stück Obst zu holen, murmelt etwas in seinen Bart und sagt dann: „Gute Nacht, mein Schatz, gell?“
Okay, für ihn scheint das Spiel gelaufen.

Als die Brasilianer wenigstens ein Ausgleichstor schießen, bin ich erleichtert. Den Papageien ist’s wurscht – Koko frisst, Ginny und Chico dösen. Als der Abpfiff kommt, ertönen von draußen Freudenschüsse. Wow, was für ein Spiel!
Sieben Tore hat die deutsche Mannschaft geschossen! Nun wird unser kleines Land um die Weltmeisterschaft spielen. In ein paar Tagen schon. Vielleicht werden wir das Endspiel wieder hier zusammen gucken – nur ohne Koko, der dann wieder zuhause sein wird. Auch wir waren eine tolle Mannschaft :-)
Anmerkung 1: Dieser Abend hat mich eine halbe Flasche Rotwein und eine unangenehme Lahmheit am nächsten Tag gekostet :-)

Anmerkung 2: Wir sind tatsächlich am 13.7.14 auch Weltmeister geworden!
Beim Endspiel waren wir zwar ein Papagei weniger, dafür aber vier Menschen mehr. Natürlich fehlte es auch nicht an der passenden Stimmung. Chico, der während des Spiels draußen war, ist zweimal unfreiwillig geflogen, als wir aufgesprungen sind. Die Dramatik und die Emotionen des Halbfinales gegen Brasilien aber wird’s so sicher nie mehr geben.

Fazit: Mit Papageien Fußballgucken macht tierisch Spaß!

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