Wahre Vogelhaus-Geschichten

Was bisher war 5

(= wahre Vogelhaus-Geschichten)

Wir befinden uns im Jahr 2013...

und auch dieses Jahr war wieder gespickt mit Eindrücken, Abenteuern,
lustigen und traurigen Erfahrungen. Es ist immer ein Auf und Ab in unserer
Vogelpension (obwohl… ein „Auf“ würde mir durchaus reichen)

Graupapagei Pieter – einer unserer Stammgäste – wird dieses Jahr mächtig
staunen! Durch Zufall ist er oft gleichzeitig mit Graupapageiendame Heidi hier. Die Beiden kennen sich und flirteten auch schon miteinander. Aber nun ist alles anders: Heidi hat nicht nur einen Partner bei sich, nein: Gleich ZWEI Männer sind’s, die mit ihr zusammen wohnen! Sodom und Gomorrha bei Papagei’s, wird sich Pieter sicher denken. Nun, als Single kann er sich wenigstens einiges erlauben, und so fängt er genüsslich an zu schnarchen, wenn ich abends das Licht ausmachen möchte.

Einige Papageien haben von mir spezielle liebevolle Spitznamen erhalten: So ist Pieter der „Großfuß“ und Otto der „Breitbein“. Ginny ist die „Süße Kleine“ und Chico der „Große Schöne“.

Die grüne Kongopapageiendame Nana ist eine ganz Süße. Sie ist in Brutstimmung, baut ein Nest und versucht mich zu füttern. Besonders goldig ist es zu sehen, wie die kleine Nana und ihr großer Nachbar – Gelbbrustara Pablo – sich gegenseitig beobachten. Sie sind so dermaßen verschieden! Ein Bild für Götter!

Pablo ist ein Clown, ein echt lustiger Genosse und wunderschön noch dazu. Die Aras haben so eine ganz besondere Art. Mit seinem kräftigen Schnabel kriegt er selbst das harte Wurzelholz kleingeraspelt. Frauen mag er nicht so besonders, und ich brauche einiges an Geduld, bis er Leckereien von mir annimmt – aber bei gekochtem Ei und Karottensaft wird selbst ein Pablo schwach.
Pablo tanzt, turnt und macht Faxen, und er sonnt sich regelrecht in seinem Ruhm, wenn er von Besuchern bewundert wird.
Sein Kumpel Calimero – ein Mülleramazonenmann – ist, wie so viele unserer Papageien, in Roland vernarrt. Das ist zum Einen ein Vorteil, wenn man ihm etwas Leckeres geben möchte oder sein Heim putzen muss – zum Anderen aber auch ein Nachteil, denn sobald Roland den Raum verlässt, schreit er Zeter und Mordio. Und eine Mülleramazone ist eins gewiss nicht: Leise!

Dann ist da das Graupapageien-Mädel Coco, was ebenso verliebt ist in Roland.
„Guck’emol, komm her“ flötet sie, und „Schatzele“. „Gute Nacht, mein Schatz“ – das hör ich immer gern, wenn ich das Licht ausmache.
Ich komme mit Putzeimer und Handschuhen ins Zimmer, und Coco fragt „wer bisch’n du?“ Das frägt er auch Graupapagei Theo, der gerade neu dazugekommen ist. Ich könnte mich kaputtlachen. „Tschau“, heißt es, als ich gehe.
Theo kommentiert mein Füttern mit „Isch’s gut? - Isch’s net gut??“ Und er tunkt seine bunten Pellets ins Trinkwasser – so ist dieses mal pink, mal grün!

Bei Gelbhaubenkakadu Amigo ist es wieder anders; er ist ein Frauenvogel wie so viele Kakadus. Er ist mein Hochleistungsflirter. Ich darf ihn knuddeln und er isst Obst und Gemüse nur, wenn ich es ihm separat aus der Hand gebe. Es ist komisch und ich kann’s mir nicht erklären, aber die meisten Gelbhaubenkakadus, die ich kenne – allen voran unser Stammgast Ronny -, stellen die Kämme und fauchen sogar, sobald ein Mann in die Nähe kommt.

Mohrenkopfpapagei Hyronimus ist ein kleiner Gauner. Er kommt ganz vorsichtig ran, streckt das Hälsle und tut so, als würde er mit mir schnäbeln wollen – um dann herzhaft in meine Nasenspitze zu beißen!
Auch Rüppelspapagei Pedro ist so einer. An einem Tag total lieb, kann er am anderen wie ein kleiner Teufel auf mich zu rasen und mich wütend beißen wollen.

Ich hab’s schon erwähnt – dieses Mal ist Heidi mit „ihren Männern“ Otto und Freddy gekommen. Im Sommer war sie nur mit Freddy hier. Freddy ist der grünschnabelige Beobachter, für ihn ist alles noch neu. Spielen, kopfüber am Spielzeug hängen und dabei wie am Spieß vor Lebenslust schreien ist sein Ding.
Das Heidile und ich, wir zwei Frauen verstehen uns auch ohne Worte. Einige Jahre kennen wir uns schon, und ich darf sie auch streicheln. An den beiden mussten wir in diesem Sommer so lachen, denn da rief es des Öfteren ganz laut und energisch „Noi noi noi!“ aus dem Papageienzimmer.

„Weg da! Geh weg!“ ruft Otto, und ich rufe Ähnliches, denn er hat überall seinen Kopf und ich muss höllisch aufpassen, dass er mir nicht entwischt. Seine Schnelligkeit sieht man meinem „Breitbein“ nicht an.
Heidi ist nun eine richtige Prominente. Sie kam schon in der Zeitung, und bei einem Achim Reichel-Konzert sang sie ganz divenhaft von der Leinwand „Come on and sing – lalala lala lalala“. Zusammen mit ihren Männern ist da richtiges Entertainment im Papageienzimmer. „Urlaub bei Chico und China! Schöööön!“ ruft‘s fröhlich von den Dreien raus. Und: „Früüüühstück! Müsli! Lecker lecker lecker!“ Wenn dann die anderen Mitbewohner aufatmen, dass endlich mal Ruhe ist, wird gepfiffen „La le lu“ 

Noch mehr Künstler wohnen bei uns: Graupapagei George sagt „Hallo, George“ genau so wie George Clooney im Fernsehen! Die beiden Rostkappenpapageien Apollo und Sputnik ahmen perfekt eine singende Amsel nach. Wir nennen die beiden augenzwinkernd unsere „Rohrbewohner“, denn sie schlafen und dösen in ihren Rohren und lugen goldig dort raus, wenn man das Zimmer betritt. Ein Fremder kommt ins Zimmer? – Schwupps, ab in die Röhre!

Die beiden Mohrenkopfpapageien Bubi und Pauli haben mich dieses Jahr ganz schön geschafft. Allgemein auch sonst recht aggressiv zueinander, gipfelte das dieses Mal in einer Beisserei, aus der der kleine Pauli verletzt hervorging.
Er war so verletzt, dass er richtig unter Schock stand und auch nicht mehr fressen wollte. Da ist dann richtige Einfühlsamkeit und schnelles Handeln gefragt. Zum Glück hatte ich gerade noch einen Käfig frei und konnte die beiden sofort trennen. Glück im Unglück: Pauli ist inzwischen wieder völlig genesen.
Und von nun an leben beide auch zuhause getrennt. All die Jahre hatte Bubi seinen Kollegen unterdrückt – doch jetzt ist alles gut (und ich weiß, woher ich meine grauen Haare habe!)

Kakadu-Gruppenschmusen ist angesagt bei den Gelbhaubenkakadus Schorschle und Jakob. Da werden Bäuche ans Gitter gedrückt, dass ich ja überall gut hinkomme. Während Schorschle nur mir diese Ehre gewährt, lässt sich Jakob sogar von Fremden streicheln. Ein ganz, ganz lieber Zeitgenosse. Ich liebe einfach den Körperkontakt zu „meinen“ Vögeln.

Alle Krummschnäbel sind erstaunt und missmutig, als der Beo Lumpi sein Repertoire zum Besten gibt. Seine Töne reichen von Pfeifen bis hin zu einer Mischung aus quietschendem Keilriemen und Esel. Das Metallische in seiner Stimme ist den anderen suspekt und es dauert eine Weile, bis der Neue als Nachbar akzeptiert ist. Lumpi kann pfeifen: „Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald“. Doch er kann auch sprechen: „Gehst du schlafen?“ frägt er und antwortet sich selbst: „Ja!“ Ich habe ihn sehr ins Herz geschlossen, den hübschen schwarzen Vogel. Schade, ich werde ihn wohl nie wiedersehen – denn er wechselt bald seinen Wohnort.

Bei den Graupapageien Max und Jakob ist Max der Wächter über alles. Jakob ist der Kommunikativere. Sein neuester Spaß ist, wie eine Taktgabel im Gleichtakt „Tik-tak, tik-tak!“ zu rufen. Ich fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt, als ich Klavier spielen lernte – eben mit so einer Taktgabel.
„Gute Nacht“ und „schlaf gut“ ergibt zusammen „Gutenachtgut“ – dasselbe passiert übrigens auch unserer kleinen Ginny, ihres Zeichens Blaustirnamazonendame.

Zum ersten Mal hier sind dieses Jahr das Pflaumenkopfsittichpärchen Pauli und Loupe. Ganz liebe Vögel sind das. Von mir wollen sie nicht allzu viel wissen, aber sie lieben es, wenn ich mit der Blumenspritze komme und alle abdusche. Ganz süße Töne haben die beiden drauf.
Beim Abduschen ist sowieso immer High Life bei allen Vögeln. Die meisten merken instinktiv, dass es ihnen guttut, und es tut auch der Luftfeuchtigkeit im Raum gut. Man kann sich hinterher toll putzen, man kann auch in seinem Wassernapf weiterbaden und das ganze Zimmer unter Wasser setzen.

Graupapagei Jakob sitzt da, guckt mich intensiv an und erzählt aus seinem Leben.
Wenn er am Gitter rüttelt, sagt er gleichzeitig „Nein nein nein!“ und „Hör auf!“
Graupapagei Oscar lernt unser Vogelhaus-Lied. Von draussen höre ich ihn u. A. erzählen: „S’Bubele, wo isch’s Bubele?“

Noch ein Graupapagei – Jacko – ist zur Zeit der einzige Urlaubsgast und steht deshalb bei uns und den Amazonen im Zimmer. Seit die anderen Urlaubsgäste fort sind, dreht er so richtig auf; er quasselt und pfeift so laut, dass ich nicht mehr telefonieren kann. Er unterhält sich mit unserer Blaustirnamazone Ginny und die Kaminfeger, die heute ins Haus kamen, hatten ihre Freude an ihm, denn er begrüßte und verabschiedete sie fröhlich. Und auf einmal entdeckte Jacko seine Liebe zu mir, ganz plötzlich, und ab da wurde ich angebalzt, bebusselt und bekam Futter hochgewürgt (lecker!!)

Ich muss auch über unsere eigenen Amazonen berichten, denn auch hier ist Leben und gibt es ständig Neues. Das ist mir dieses Mal eine eigene Geschichte wert, denn bei uns gab es in diesem Jahr tiefgreifende Veränderungen.
Seid ihr neugierig?
Dann lest ihre Geschichte: „Chico, China und wie aus Fritzle eine Ginny wurde“ :-)



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